Noch schonender, noch wirksamer, noch schneller
Noch schonender
Moderne Strahlentherapie-Techniken sind wenig belastend. Natürlich kann die Therapie für einzelne Patienten sehr anstrengend sein; vor allem wenn sie bereits durch die Erkrankung geschwächt sind. Im Vergleich zu anderen eingesetzten Behandlungsmethoden wird Strahlentherapie meistens sehr gut vertragen. Auch bei älteren Patienten, für die z.B. eine größere Operation zu risikoreich wäre, ist die Bestrahlung eine gute Alternative. Oft sind die Heilungsraten nach Operation und Bestrahlung gleich, aber die Bestrahlung verursacht weniger Nebenwirkungen. Ein weiterer wesentlicher Vorteil der Bestrahlung: Das betroffene Organ kann oft erhalten werden.
Noch wirksamer
Radiologische Diagnostik und Nuklearmedizin liefern präzisere Bilder von der Ausdehnung der Erkrankung. Dadurch ist eine gezielte Bestrahlung immer häufiger und besser möglich. Der Vorteil: Je kleiner das zu bestrahlende Gebiet ist, desto höher sind die Strahlendosen, die man dort risikolos applizieren kann. Hochpräzise Bestrahlungen erlauben Strahlendosen, die wirksamer sind als früher.
Für kleine Tumore werden Erfolgsquoten wie bei einer radikalen Operation erreicht. Diese Methoden eignen sich auch zur Behandlung von Metastasen. Eine Kombination mit Chemotherapie ist problemlos möglich. Möglicherweise wird dadurch auch der Effekt einer Immuntherapie verstärkt.
Noch schneller
Früher dauerte eine typische Strahlenbehandlung meistens fünf bis acht Wochen mit täglichen Bestrahlungen an allen Werktagen. In den letzten Jahren werden aber zeitverkürzte Bestrahlungen (Hypofraktionierung) eingesetzt. Gut belegt sind Vorteile durch Hypofraktionierung vor allem bei Brustkrebs; die Zahl der Bestrahlungen kann von früher ca. 35 auf heute ca. 15 bis 20 Termine reduziert werden. Für andere Erkrankungen sind Verkürzungen der Behandlungszeit ebenfalls möglich und vielleicht sogar vorteilhaft, z.B. bei Metastasen. Kurze Bestrahlungsregime erfordern eine entsprechende technische Ausstattung. Und die tägliche Bestrahlung dauert oft ein wenig länger.
Klinik für Strahlentherapie, Feldstraße 21, 24105 Kiel, Tel.: 0431-5 00-2 65 42 (Anmeldung/Ambulanz)
Im Interview
Dr. Jürgen Schultze
Stellvertretender Klinikdirektor
Warum hat sich die Strahlentherapie im Lauf der letzten Jahre so verbessert?
Für moderne Bestrahlungen sind enorme Rechenleistungen erforderlich. Unser Fachgebiet profitiert daher von der enormen Entwicklung in der Informatik und Robotik. Was für PCs und Handys gilt, trifft auch für Strahlentherapie zu. Berechnungen, die früher Stunden dauerten, benötigen heute nur noch Sekunden. Für komplizierte Bestrahlungen, z.B. IMRT, hat sich die Bestrahlungszeit enorm verkürzt, und diese positiven Entwicklung werden sich in den nächsten Jahre verstärken.
Angelika Bielstein
Studien-Krankenschwester
Welche Vorteile hat man als Patient durch klinische Studien?
Eine unserer Aufgaben als Uni-Klinik ist natürlich auch die Entwicklung und Erprobung von neuen Behandlungsverfahren. Neue Verfahren werden von uns in kontrollierten klinischen Prüfungen (Studien) eingesetzt und überprüft. Unsere Patienten profitieren davon, denn meistens sind die neuen Strahlentherapie-Verfahren schonender und besser. Und Patienten in Studien werden besonders sorgfältig überwacht und betreut. Die Teilnahme an Studien lohnt sich also.
Prof. Dr. Jürgen Dunst Klinikdirektor
Wie wichtig ist die klinische Forschung für Ihre Klinik?
Unsere Klinik ist sehr aktiv und erfolgreich in der klinischen Forschung, also der Überprüfung von neuen Methoden direkt in der Praxis. Wir leiten die größte Strahlentherapie-Studie in Deutschland und sind an zahlreichen anderen Studien beteiligt. Diese Studien bedeuten natürlich einen erheblichen Aufwand, und wir benötigen dafür auch speziell geschultes Personal, z. B. Studien-Krankenschwestern. Wir empfinden es als unsere Pflicht, als Uni-Klinik immer die beste und modernste Behandlung anzubieten.