Sind Sie bereits Abonnent? Hier anmelden

Sind Sie bereits Abonnent? Hier anmelden

Anzeige
Gesundheitswesen

Reale und virtuelle Welt verschmelzen

Reale und virtuelle Welt verschmelzen Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Im Dezember stellte Prof. Seekamp die neue „Augmented Reality“-Navigationstechnik vor – eine Weltneuheit (Abb 1). Damit hat der Chirurg den Eindruck, als blicke er durch die Haut hindurch auf die Wirbelsäule (Abb 2). Dies erleichtert die OP-Planung und die Echtzeit-Navigation (Abb 3).

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des UKSH, Campus Kiel, operiert als eine der ersten weltweit mit Virtual-Reality-Navigation.

Die Wirbelsäulenchirurgie wurde traditionell über „offene Eingriffe“ durchgeführt: Über einen großen Einschnitt konnte der Chirurg die Wirbelsäule des Patienten physisch sehen und berühren, um Implantate wie z.B. Pedikelschrauben zu positionieren. In den vergangenen Jahren ist jedoch der Einsatz von minimal-invasiven Techniken durch kleine Schnitte in der Haut auf dem Vormarsch. Die Vorteile für den Patienten liegen auf der Hand: geringerer Blutverlust, weniger postoperative Schmerzen, kürzere Verweildauer, kaum sichtbare Narben.

Für den Operateur hat das perkutane (durch die Haut) Vorgehen jedoch einen entscheidenden Nachteil: Anders als bei offenen Eingriffen hat er keine direkte Sicht auf das Operationsfeld. Umso wichtiger sind deshalb Navigationssysteme, die ihn bei der Planung und millimetergenauen Orientierung unterstützen. Hier helfen Hybrid-OPs, also Operationssäle, die sowohl chirurgische als auch minimal- invasive Eingriffe ermöglichen. Im neuen OP-Zentrum des UKSH, das im Dezember 2017 am Campus Kiel eingeweiht wurde, stehen derartige hochmoderne Säle zur Verfügung.

Reale und virtuelle Welt verschmelzen-2
Prof. Dr. Andreas Seekamp, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am UKSH Campus Kiel. FOTOS: UKSH

In Kooperation mit der Firma Philips geht das UKSH nun noch einen Schritt weiter: Mit der Augmented-Reality-basierten Navigationstechnologie für die Wirbelsäulenchirurgie wurde dem Funktionsumfang der interventionellen Röntgensysteme eine völlig neue Ebene hinzugefügt. „Augmented Reality“ bedeutet so viel wie „erweiterte Realität“. Die Technologie verwendet hochauflösende optische Kameras, die auf dem Flachbildschirm-Röntgendetektor montiert sind, um die Oberfläche des Patienten abzubilden. Es kombiniert dann die von den Kameras aufgenommene Außenansicht und die vom Röntgensystem aufgenommene Innenansicht des Patienten zu einer 3D-Ansicht der äußeren und inneren Anatomie des Patienten. Diese Echtzeit- 3D-Darstellung der Wirbelsäule des Patienten entspricht in ihrer Präzision und Plastizität einer Computertomographie.

Durch die computergestützte Erweiterung der Wahrnehmung hat der Chirurg den Eindruck, als blicke er durch die Haut des Patienten hindurch auf die Wirbelsäule. „Diese dreidimensionale ´Echtzeit- Landkarte´ erlaubt uns, die Instrumente noch einfacher zu navigieren, die Implantationsgenauigkeit zu verbessern und die Eingriffszeit zu reduzieren“, sagt Prof. Dr. Andreas Seekamp, Direktor der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie am UKSH Campus Kiel. „Außerdem können wir das Ergebnis noch im OP kontrollieren. Wir werden die neue Technik wissenschaftlich evaluieren und gehen davon aus, dass wir auch die Strahlenexposition von Patienten und Personal verringern können.“ Als Vorreiter dieser hochmodernen Technologie arbeitet die Klinik gemeinsam mit dem Hersteller daran, die Anwendungsbereiche zu erforschen und neue Navigationssysteme zu entwickeln.

Weitere Informationen:

Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie
Tel.: 0431-5 00-24401