Sind Sie bereits Abonnent? Hier anmelden

Sind Sie bereits Abonnent? Hier anmelden

Anzeige
Gesundheitswesen

Stuhlinkontinenz – Ein Tabuthema

Stuhlinkontinenz – Ein Tabuthema Bildunterschrift anzeigen Bildunterschrift anzeigen

Schema des Aufbaus der Testphase: Von einem äußeren Stimulator werden kaum wahrnehmbare elektrische Impulse an die Ankerelektrode gegeben. Diese ist bereits an ihrer endgültigen Position und unter der Haut getunnelt. ILLUSTRATIONEN: MEDTRONIC 

Die Störung der kontrollierten Stuhlentleerung betrifft viele Menschen. Während das Thema häufig verschwiegen wird, gibt es Möglichkeiten der Behandlung. Seit nunmehr über 20 Jahren ist die Stimulation der Beckenbodennerven (Sakrale Nerven Stimulation) durch einen Schrittmacher als Therapiemöglichkeit in der Anwendung und seit über zehn Jahren an der Park-Klinik etabliert. Es ist ein Thema, das Betroffene oft peinlich berührt und lieber verschwiegen wird. Dabei leiden ca. sieben Prozent aller „gesunden“ Menschen in einem Alter über 65 Jahren an dem Unvermögen, Stuhl zu halten bzw. ihn kontrolliert zu entleeren. Hierfür gibt es verschiedene Ursachen, und meist kommen mehrere Faktoren zusammen. Unter anderem ist z.B. eine Muskelschwäche des Beckenbodens bei Frauen verantwortlich, die ein oder mehrere Kinder auf „normalem“ Weg entbunden haben. Die Stuhlinkontinenz kann aber auch Folge einer ärztlichen Maßnahme sein, wie z.B. Operationen am Schließmuskel oder am Dick- oder Enddarm (insbesondere nach Krebsoperationen). Für den einzelnen Patienten bedeutet eine Stuhlinkontinenz eine massive Einschränkung der Lebensqualität mit sozialer Isolierung. Diese entwickelt sich oft über Jahre, sodass der Patient und sein Umfeld dieses nur schleichend wahrnimmt. Der Patient hat sich an sein Leiden „gewöhnt“ und sein Leben danach ausgerichtet.

Erfolgreiche Methode an der Park-Klinik: Stimulation der Beckenbodennerven 

Abklärung der Ursachen

Vor einer möglichen Therapie der Stuhlinkontinenz gilt es zunächst strukturiert und gezielt zu untersuchen, welche Ursachen verantwortlich sind. Insbesondere die Abklärung von Durchfällen und deren individuelle Behandlung führen bei vielen Patienten zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden. Hierzu sind u.a. eine proktologische Untersuchung mit Ultraschall und ggf. eine Darm- und/oder Magenspiegelung notwendig. In Abhängigkeit vom Schweregrad der Stuhlinkontinenz können konservativemedikamentöse Verfahren und der Einsatz von Beckenbodengymnastik sowie Biofeedback mit guten Ergebnissen zur Anwendung kommen. Mit diesen Mitteln, also ohne eine Operation oder einen anderen Eingriff, kann der überwiegenden Mehrzahl der Patienten geholfen werden. Entscheidend ist die auf den einzelnen Patienten abgestimmte Diagnostik und Therapie. Bei einem Scheitern der konservativen Therapie stehen auch operative Verfahren zur Verfügung wie z. B. die Reparatur eines Schließmuskelschadens.

Sakrale Nervenstimulation

Im Zentrum der operativen Behandlung der Stuhlinkontinenz steht der Einsatz der sakralen Nervenstimulation (SNS).

Stuhlinkontinenz – Ein Tabuthema-2
Schema der endgültigen Implantation der Sakralen Nerven Stimulation: Der Stimulator und die Elektroden werden so unter die Haut gepflanzt, dass sie von außen zu tasten, aber nicht zu sehen sind. Die Steuerung erfolgt über ein weiteres „handygroßes“ Zusatzgerät.

Diese „Schrittmacher-Methode“ kam ursprünglich Anfang der 90er-Jahre bei verschiedenen Formen der Harninkontinenz erfolgreich zur Anwendung und ist dort seitdem ein etabliertes Standardverfahren. Sehr erfolgreich wird dieses Verfahren seit über 20 Jahren auch bei der Stuhlinkontinenz eingesetzt und erfolgt in zwei wesentlichen Schritten:

• Testphase
• Operation zur Implantation

In der Testphase wird im Rahmen einer Operation eine Elektrode an die den Beckenboden versorgenden Nerven gebracht (in der Regel nur auf einer Seite). Diese Elektrode ist bereits an ihrem endgültigen Platz und kann dort dauerhaft verbleiben (Abb 1). Anschließend erfolgt die elektrische, allerdings kaum wahrnehmbare, Stimulation dieser Nerven über ca. zwei bis drei Wochen mit einem kleinen in einem speziellen Gürtel angebrachten Gerät. Nach drei bis vier Tagen ist der Patient wieder zu Hause und testet unter „Alltagsbedingungen“ den Effekt der Behandlung. 

Nach erfolgreichem Test, d. h. wenn der Patient durch die Behandlung wieder kontinent ist, erfolgt in einer zweiten Operation die Implantation eines dauerhaften Schrittmachers, vergleichbar einem Herzschrittmacher, nur für den Schließmuskel (Abb 2). Auch hier ist ein kurzer stationärer Aufenthalt von zwei bis drei Tagen notwendig.

Natürlich kann auch dieses Verfahren nicht allen Patienten helfen, und auch nicht alle Patienten können voll davon profitieren. Dennoch ist die sakrale Nervenstimulation mit dem Vorteil verbunden, dass in dem Falle des Scheiterns die Elektroden nahezu folgenlos wieder entfernt werden können.

Die Proktologische Praxis Kiel mit der Abteilung für Proktologie und Proktologische Chirurgie der Park-Klinik Kiel behandelt seit über 35 Jahren Patienten mit allen Formen der Darm- und Enddarmerkrankungen. Zusammen mit Dr. med. Johannes Jongen, Dr. med. Hans-Günter Peleikis und PD Dr. med. Tilman Laubert betreut Prof. Dr. med. Volker Kahlke in der Park-Klinik schwerpunktmäßig auch Patienten mit einer Stuhlinkontinenz.

Stuhlinkontinenz – Ein Tabuthema-3

Prof. Dr. med. Volker Kahlke
Proktologische Praxis Kiel
Beselerallee 67
24103 Kiel
Tel.: 0431-56 23 56 

Stuhlinkontinenz – Ein Tabuthema-4

Park-Klinik Kiel
Abteilung für Proktologische Chirurgie
Goethestraße 11
24116 Kiel
Tel.: 0431-59 09 0